Dienstag, 24. November 2009

Trauer - Folgen?

Deutschland war erschüttert, als vor zwei Wochen die Nachricht von Robert Enkes Suizid durch die Medien ging. Ich auch.

Den in der Folge öfters zu hörenden Ruf, das Thema Depression zu enttabuisieren, kann ich nur unterstützen. Aus eigener Erfahrung weiß ich um die Tiefe und Schwärze des Lochs, in dem man da sitzt. Da ist jeder sinnvolle Beistand herzlich willkommen. Ich selbst bin Gott unendlich dankbar, dass er sich meiner Depression angenommen hat. Ich hatte Heilung nicht gesucht. Aber Gott hat die Umstände so arrangiert, dass in meinem Leben etwas passiert ist. was ich nur als Wunder bezeichnen kann. Ich wünsche das jedem, der unter dieser dunklen Krankheit leidet, aber da geht Gott mit jedem einen anderen Weg.

Der Druck in der Sportwelt scheint sich aber leider auch durch dieses erschütternde Ereignis nicht wirklich verringert zu haben. Nach dem letzten Spieltag in der Bundesliga wird in den Medien weiter kräftig an van Gaals Stuhl bei Bayern München gesägt (vgl. diese Meldung von gestern).

Bemerkenswert finde ich, welche Formen die Trauer um Robert Enke angenommen hat. "Massentrauer" hat eine Psychologin das Phänomen genannt. Da entsteht emotionale Nähe zwischen Menschen, die einander eigentlich gar nicht kennen. Gut, dass das geschieht. Offensichtlich ist es ein Bedürfnis. Aber ich halte es auch für symptomatisch für die Individualisierung und sogar Vereinsamung der Menschen heute. Zugegeben, was ich hier betreibe, ist Laienpsychologie. Aber ich würde doch erwarten, dass Menschen, die emotional in gesunden Strukturen eingebunden sind (Familie, Freundschaften), solche Identifikationsschauspiele nicht brauchen und folglich auch nicht fordern oder durch Beteiligung am Hype fördern. Wir brauchen in unserem Leben Raum, mit anderen über das Leiden, den Tod, das Jenseitige und den Sinn unseres Lebens nachzudenken. Diese Möglichkeit haben viele anscheinend nicht. In Kirchengemeinden gibt es diesen Raum nach wie vor. Ich bin froh darum. (Und das sage ich jetzt nicht nur, weil ich Pastor bin.)

Der Rat, diese Themen zu bedenken, ist übrigens nicht neu. Schon Mose hat gebetet: "Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden" (so hat Luther Psalm 90,12 übersetzt).

Keine Kommentare: